Schnabeltier

  • HALB ENTE UND HALB BIBER


    Das Erbgut des Schnabeltiers gilt als Schatztruhe der Genomforschung. Die erste Überraschung: Das Eier legende Unikum hat zehn Geschlechtschromosomen.

    Wenn die Zeit reif ist für den Liebesakt der Schnabeltiere, greift das Männchen zum Schwanz der Auserwählten. Im Schleppverband paddelt das Paar übers Wasser. Mehrfach drehen sich die Tiere um die Längsachse. Ist das Weibchen endlich willig, besteigt er sie und klappt seinen Schwanz unter ihren Körper. Dann kommt es zum äußersten.

    Alljährlich wiederholt sich das putzige Schauspiel auf den Seen und Flüssen Ostaustraliens. Jetzt berichten Forscher: Auch der Stoff, der beim Schnabeltiersex fließt, ist ein besonderer. Gleich fünf Geschlechtschromosomen enthält jede Samenzelle. Die befruchtete Eizelle und fortan jede Körperzelle enthält folglich sogar zehn Sex-Chromosomen - Weltrekord. Bei den meisten Säugetieren und Vögeln sind es gerade mal zwei.

    Damit hat das Eier legende Unikum, eine Art Chimäre aus Ente und Biber, die Biologen aufgeschreckt, die derzeit das Erbgut des Schnabeltiers analysieren. Seine Sonderstellung an der Basis des Säugetierstammbaums (siehe Grafik) macht das archaisch anmutende Tier zum idealen Kandidaten, um den Ursprung der Säuger zu ergründen. Die erste Sensation ist mit dem fortpflanzungsgenetischen Superlativ nun perfekt.

    "Das Genom des Schnabeltiers ist eine Schatztruhe für die vergleichende Erbgutforschung", sagt Jennifer Graves von der Australian National University in Canberra, Co-Autorin einer Studie im Wissenschaftsmagazin "Nature". "Wir hoffen, dass es uns beispielsweise enthüllen wird, wie unsere eigenen Geschlechtschromosomen entstanden sind und welche Gene die Entwicklung der Geschlechter steuern."

    Ausgesprochen einfallsreich ist die Natur dabei, Männlein und Weiblein auseinander zu mendeln. Die Larve des Igelwurms "Bonellia" etwa wird nur dann zum Männchen, wenn sie während ihrer Entwicklung auf ein Weibchen trifft. Einige Korallenfische ändern ihr Geschlecht je nach Umweltbedingungen gleich mehrfach im Leben. Bei der Europäischen Sumpfschildkröte wiederum bestimmt die Temperatur im Gelege das Geschlecht: Bei 25 Grad schlüpfen ausschließlich männliche Baby-Schildkröten, bei 30 Grad dagegen nur weibliche.

    Was der Sumpfschildkröte die Wärme ist, sind Vögeln und Säugern die Geschlechtschromosomen. Auf ihnen befinden sich Erbinformationen, ohne die dem Hahn kein stolzer Kamm und dem Eber keine Hauer wachsen würden. Bei Säugern sind das X- und das Y-Chromosom geschlechtsbestimmend, bei Vögeln das so genannte Z- und das W-Chromosom.

    Unabhängig voneinander, so glaubten die Forscher bislang, sind diese beiden Systeme einst entstanden. Die überraschung nun: Das Erbgut des Schnabeltiers enthält nicht nur Elemente von Säugern, sondern auch von Vögeln. "Es gibt eindeutig eine evolutionäre Verbindung zwischen den Geschlechtschromosomen der beiden Gruppen", sagt Biologe Frank Grützner, der Erstautor der Schnabeltierstudie. Während eines der nun identifizierten Schnabeltiererbstränge dem Z-Chromosom der Vögel ähnle, sei ein anderes unverkennbar verwandt mit dem X-Erbstrang der Säuger.

    Sollte der entenschnabelige Uraltsäuger also auch in Sachen Geschlecht einen skurrilen Mittelweg eingeschlagen haben? Die Forscher fasziniert vor allem die Chance, nun auf gleich zehn Sex-Chromosomen nach jenen Abschnitten fahnden zu können, die Mann und Frau ursächlich voneinander unterscheiden. Nur wenige solcher Gene wie etwa der Männermacher SRY ("sex-determining region Y"), der auch beim Menschen die Bildung der Hoden steuert, sind bislang bekannt.

    Um das Wesen des kleinen Unterschieds zu ergründen, vergleichen die Forscher nun das Schnabeltiererbgut mit dem anderer Säuger. Schließlich entwickeln sich Schnabeltiere, die mit den Schnabeligeln Australiens und Neuguineas eine zoologische Sondergruppe bilden, bereits seit 210 Millionen Jahren getrennt von allen anderen Säugern. Was nach so langer Zeit im Erbgut beider Gruppen noch übereinstimmt, so das Credo, könnte von zentraler Bedeutung sein.

    Umgekehrt enttarnt der Genom-Vergleich auch jene Erbgutschnipsel, die im Lauf der Säuger-Evolution neu entstanden sind. Zwölf Menschen-Gene konnte Graves bereits dingfest machen, die im Erbgut von Schnabeltier und Känguru fehlen. Von derlei Erfolgen beflügelt, haben Forscher der Washington University im US-Bundesstaat Missouri nun begonnen das gesamte Genom des schwimmfähigen Ausnahmesäugers zu analysieren. Schon im kommenden Jahr soll die Gensequenz vorliegen.

    Bleibt die Frage, welchen Vorteil ein Schnabeltiermännchen eigentlich von gleich fünf Y-Chromosomen hat. In einer Hinsicht muss Graves enttäuschen: "Supermänner sind das sicher nicht." Im Gegenteil: Studien zeigen, dass es nicht besonders gut steht um den Kinderreichtum des Schnabeltiers.

    Der Fortpflanzungserfolg sei "ärmlich", heißt es dort, und häufig "offenbar dem Zufall unterworfen".

    Philip Bethge

  • Wenn ihr Schnabeltiere in freier Wildbahn sehen wollt: Siehe Links

    http://www.takarakka.com.au/
    http://www.epa.qld.gov.au/projects/park/index.cgi?parkid=49

    ca 300 km westlich von Rocky oder via Roma und dann up north! War voriges Jahr in der großen Trockenheit da - der Creek hat immer Wasser und es war trotzdem schön. Und wir haben bei jeder Dämmerung morgens und abends Schnabeltiere gesehen, direkt am Campingplatz nur 50 m vom Zelt entfernt!

    Carnarvon Gorge auch ohne Schnabeltiere echt sehenswert aber nicht in der Ferienzeit, dann ist's zu voll.

    Im Zoo kann die ja jeder sehen! :]

    Hilfe - wie füge ich meine Bilder hier 'rein? Hab' sie schon im Dateianhang aber wie kommen die hier in den Beitrag???:baby: :baby: :baby:

  • @Wirly: Das ist ein super Tipp!

    Ich hab bei meiner Reise Schnabeltiere im Eungella NP gesehen, das war aber eine geführte Tour vom Hostel aus - also etwas touristisch, aber es war echt super! Dieses Tier hab ich irgendwie ganz besonders ins Herz geschlossen und hab es als Holzfigur, Halskette, Untersetzer, Dose und Kuscheltier... =) Naja, Nicht-Aussi-Fans erkennen das meist eh nicht 8o

  • Hi,

    da wir leider bisher immer Pech hatten in der freien Wildbahn ein Schnabeltier zu sehen (auch in Healsville, wo es hiess, da würde es welche geben) sind wir zum Schluß im Aquarium in Sydney gelandet.

    Vor dem großen Wasserbassin haben sich natürlich die Leute gedrängt. Es war aber, obwohl nicht in freier Wildbahn einfach sehenswert. Wobei hier anzufügen ist, dass das Schnabeltier in Sydney bereits ein richtiger Medienprofi ist. Vor der großen Glasseite hat es sich richtig in Positur geworfen, gewartet bis alle geknippst hatten, dann lässig abgedreht und ist weiter geschwommen. Hat dies aber nicht nur 1 x gemacht =) =), sprich kein Zufall.

    Natürlich musste ich zur Vervollständigung meiner australischen Stofftiere auch ein Schnabeltier haben.

    Lilly

  • ja, hatte gleich in meinen ersten oZ wochen das glück die platypus nicht nur im aquariumbecken sondern auch in freiheit zu sehn...und zwar in einem creek bei bombala (nsw) während meines CVA...eine woche lang hat unsre truppe den aussichtspunkt des platypus reservoir verschönert, bei 1000 °c :D war immer schön nach stundenlangem mulch-verbreiten und löcher-für-die-pflänzchen-graben sich für eine kleine pause an den fluss zu setzen und einen blick auf eine der drei schnabeltier familien zu erhaschen.

  • nein, leider nicht...aber vom fröhlichen mulch-ausbreiten und -harken mit den schicken yellow CVA-tshirts :] :]
    waren ja auch nicht supernah dran...manchmal sahen die auch einfach nur wie schwimmende stöcke aus.

  • Hallo, wir waren in mehreren Zoo's, aber wir hatten nie Glück. dieses Tier hat immer geschlafen. Leider, ich hätte so gerne mal eines gesehen.

    Und ein Tasmanian Devil hab ich leider auch nie munter gesehen. Aber ich komme sicher mal wieder und da muß ich wieder in den Zoo gehen, auch ich werde noch so ein Tier sehen.

    lg
    Gabi

  • Haha da faellt mir grade ein, dass ich als kind (etwa 8 Jahre alt) immer inen Traum hatte, in dem mich ein Schnabeltier angegriffen und gebissen hat.
    Seitdem habe ich wahnsinnige Angst vor denen :)
    wahnsinn, was man nicht vergisst...

    Vielleicht wars ja eine art "vorahnung"... ich mein in Australien bin ich ja jetzt schon damit waere "schritt 1" zum "angriff des Schnabeltiers" erreicht....

    :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D

    Liebe Gruesse,

    Julie

  • Na beissen tun die scheinbar nicht, aber das Männchen hat ja scheinbar einen Giftstachel! (Das ist ernst gemeint, ich weiß das hört sich blöde an ;)

    Also kann dir ja nichts passieren :)

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