Was ist mit dem Englisch denn so schwer?

  • Was ist mit dem Englisch denn so schwer?

    Wenn mit nur einer Sprache grossgeworden ist, dann hat man mit Englischlernen mehrere Hürden:-

    1: man hat so seine eingeprägeten Regeln, begründet mit „Weil das so ist“. Man muss zB das Konzept in den Kopf bekommen, das andere Sprachen eine andere Wortfolge im Satz haben, dass Buchstaben und Silben obwohl gleich geschrieben, in eine andere Sprache anders ausgesprochen werden. Umgekehrt muss der Engländer, der Deutsch lernt, ja auch das „sinnlose“ Konzept in den Kopf bekommen, dass Substantive wie ein Stuhl und Tisch männlich sind, aber die Tischkante weiblich ist, das Tischbein sächlich ist, und es nicht nur ein Artikel „the“ gibt.

    2: Im Deutschen schreibt man wie man spricht, im Englischen nicht. So werden die Worte rough, trough, through, thorough, dough, bough alle anders ausgesprochen. Genause wie dem Engländer nichts anderes übrigbleibt, beim Deutsch das „der die das“ bei jedem Hauptwort mit auswendig zu lernen, so bleibt dem Deutschen nichts anderes als die Aussprache von jedem Wort einzeln zu lernen. Wie man so schön sagt: Just do it.

    3: Jede Sprache hat Redewendungen (idiomatic phrases). Wenn zwei Dinge einerlei sind dann ist es eben Jacke wie Hose. Sage einem Engländer „Like jacket like pants“ und er guckt dich blöd an. „Six of one or half a dozen of the other“ versteht er aber. Im Englischen werden noch mehr Redewendungen benutzt als im Deutschen, manche machen gar keinen Sinn. „There were quite a few people at the party“ heisst da waren allerhand Leute auf die Party, obwohl „few“ wenig heisst. Die schlechte Nachricht für Deutschsprachige ist, dass im amerikanischen, kanadischen, britischen und australischen English diese Redewendungen auch noch verschieden sind. Die gute ist, dass mit dem australischen Englisch viele Redewendungen lustig sind, und man sie deswegen leichter behält. „Ich schau mir das mal näher an“ heisst zB „I’ll have a sticky beak.“ Begriffe sind ausserdem oft recht verschieden. In Südafrika heissen Vekehrsinseln „circles“ und Vekehrsampeln „robots“, der Aussie sagt dazu „roundabouts“ und „traffic lights“ oder einfach „lights“. Sagt der Südafrikaner zum Aussie „You must turn left at the circle, and then turn right at the next robot“, versteht der Aussie echt nichts. Redewendungen müssen gelernt werden. Durch übung, das heisst Sprache benutzen. Wie viele machen ihren zB wöchentlichen Sprachkursus, aber lassen das Englisch im Unterrichtsraum liegen, anstelle auf dem Weg nach hause, und in der Wohnung weiter zu machen.

    4: Falsche Methoden: Ich war auf einer englischen Schule, dort gab es Deutsch als Fach. Die Schüler habe fünf Jahre lang viermal die Woche eine Deutschstunde gehabt. Trotzdem konnten sie am Ende keine Unterhaltung führen. In Deutschland ist das oft genauso (obwohl das Englischniveau in Deutschland doch höher ist als das Deutschniveau in Australien): Jahrelang in der Schulbank Englisch gebüffelt, aber nicht fähig, bei einer einfachen Unterhaltung mitzureden. Woran liegt das? Südafrika war damals zweisprachig, Englisch und Afrikaans. In der Englischstunde wurde Englisch „auf Englsich“ unterrichtet, und beim Afrikaansunterricht wurde nur Afrikaans als Medium benutzt. Ich kann mich nicht daran erinnern, ein einziges mal Englisch nach Afrikaans oder andersherum übersetzt zu haben. Wir konnten aber beide Sprachen gut. Der Fehler ist, man denkt sich was in Deutsch aus, übersetzt es dann, kratzt seine Vokablen zusammen, und versucht ein Englischen Satz zusammenzubasteln. Das muss man vergessen. Strengt viel zu sehr an, und dabei denkt man doch dreiviertel der Zeit oder mehr wieder in Deutsch, also reine Zeitverschwendung.... Learn your English in an English context, use the English to learn more English, forget German while you are learning English. Ein Englischlehrer, der kein Deutsch kann, ist langfristig ein besserer Englischlehrer. Es ist oft besser, mal eine paar Tage nach London zu fliegen, und das Englisch in einer Englischen Umgebung zu benutzen, als irgenwelche Bücher zu büffeln. Natürlich ist das Zeitungs- und Bücherlesen auch nicht fehl am Platz, aber die Sprache zu hören, und in der Umgebung anzuwenden ist der beste Weg, je mehr Druck oder Zwang dahinter steckt, je schneller lernt man.


    Wie lernt man auch noch schneller? Eben nicht nicht alles in Frage stellen. Kinder haben es leichter, oder besser gesagt, sie machen es sich leichter. Warum? Weil sie nicht dauernd fragen warum. Kinder von deutschen Eltern in Australien kommen typisch nach hause und quasseln untereinander Englisch, aber antworten wiederum den Eltern brav auf Deutsch. Sie haben den Schultag auf Englisch erlebt mit den ganzen englischen Begriffen, und benutzen diese einfach weiter um ihre Erlebnise vom Schultag auszutauschen, ohne zu fragen, warum wird dies Wort so ausgesprochen, und dass andere so, und Regeln wie "jetzt sprechen wir Deutsch weil wir zuhause sind."

    Es gibt leider keinen shortcut eine andere Sprache zu lernen, man muss sich halt die Mühe machen. Dabei ist es natürlich auch wesentlich besser, wenn man Englisch lernen nicht als Zwang mit vielen Vorurteilen, sondern als eine grosse Entdeckungsreise in eine andere Kultur anschaut. Sprachen gut lernen zu können ist schon Veranlagung, aber mit der nötigen Mühe und richtigen Einstellung schafft es jeder zu einem Punkt zu kommen wo er sich verständlich machen kann (und den IELTS schafft...). Mit der Einstellung „fu.... IELTS test“ kommt man nicht weiter. Man muss sich die Zeit gönnen und eine positive Einstellung haben. Es ist wirklich schade um die Mühe, wenn der alleinige Zweck vom Sprachkursus war, den IELTS test durchzukommen. Je besser man die Fremdspache beherrscht, je mehr fallen die Vorurteile über die Kultur und die Menschen.

    Entschuldigt bitte mein Deutsch, (hatte nie Deutschunterricht), aber hoffentlich habe ich einige im Forum etwas Mut gemacht oder wenigstens eine andere Perspektive oder Annäherung gezeigt.

  • Hallo AussieHans, was gibt es an Deinem interessanten Artikel zu entschuldigen.
    Du spricht, schreibst und denkst Deutscher als mancher hier in Deutschland Geborene. Kompliment!!

  • Sieht man sich die Hollaender oder Skandinavier an merkt man auch, dass sie besser Englisch sprechen als Deutschen Ich denke das liegt zum Teil daran, das alle (Englischsprachigen)-Filme in Deutschland syncronisiert werden was in genannten Laendern nicht der Fall ist.

    Ich habe immer vorgezogen Original Versionen im Kino zu sehen!
    Ich denke auch so kann man Sprache besser lernen und verstehen.

    Lustig, wir haben neulich mit unseren Aussi Freunden einen Britishen Film geschaut in dem manche Charaktere aus Scottland bzw Irland kamen. Meine Freunde konnten weder den Scottishen noch den Irishen Akzent verstehen...so musste ich uebersetzen :D

    Gruss, Yvonne

  • Weisst du wie Kupferdraht erfunden wurde? Zwei Schotten die sich über ein Penny gestritten haben.....

  • Danke für die Komplimente. Ich weiss immer nicht so mit der Deklination: Mit dem oder den, über unter dem oder den, strengt an. In Berlin habe ich das immer so weggenuschelt, hihi, aber beim schreiben...bin am Ende: Wird Ende nun gross oder klein geschrieben...? Meine Tabletten...

  • Hallo, ihr!

    Ich war in letzter Zeit nicht so oft hier und kenne AussieHans daher noch nicht wirklich, aber nachdem, was ich hier sehe, möchte ich ihn fragen:

    Kan ek met jou Afrikaanse liedjies sing, Hans? ;)

  • Hallo AussieHans, das läßt sich ganz einfach erklären, wenn Du Dir folgenden Spruch verinnerlichst:
    Mir und mich verwechsle nich!
    Das kommt bei mich nicht vor!
    Hast Du mal 'nen Strick bei Dich?
    Mein Hund will nicht mehr mit mit mich!

    Oder noch einfacher:
    Deutsche Sprache? Schwere Sprache besondes bei Regen!
    Sagt man
    Der Regen: meint man Landesvater!
    Sagt man
    Die Regen: meint man Orchesterleiter
    und sagt man
    Das Regen: meint man Regenwetter.

  • Zitat

    Original von misskiwi
    Ich denke das liegt zum Teil daran, das alle (Englischsprachigen)-Filme in Deutschland syncronisiert werden was in genannten Laendern nicht der Fall ist.

    Da schließe ich mich voll und ganz an, Misskiwi. Nicht nur, dass Synchronisation unnatürlich und oftmals sogar "Urkundenfälschung" ist, sondern wir nehmen uns damit die Möglichkeit, auf spielerische Weise unseren Wortschatz zu erweitern und unsere Aussprache zu verbessern.

    Ich habe Englisch und Französisch in den achtzigern studiert, und wenn ich nicht gerade in den betreffenden Ländern war (und so oft konnte ich als Student natürlich nicht dorthin), blieben mir im wesentlichen das Radio mit Mittel-, Lang- und Kurzwelle, um Phonologie zu trainieren, sowie (immerhin schon!) einige wenige Fernsehsender im Kabel, die damals aufkamen. So war das Sprachenstudium damals wie ein Marathonlauf mit einer Eisenkugel am Bein.

    Heute gibt es immerhin DVDs, und das Internet habe ich wegen der Möglichkeiten, auf geschriebene und gesprochene Texte in allen für mich interessanten Sprachen zuzugreifen und selbst in diesen Sprachen zu kommunizieren, sehr sehr lieb.

    HG

    Daniel

  • Zitat

    Original von AussieHans
    Net as jy 'n paar biere saambring, boet!!

    Dat sal g'n probleem wees nie, Hansie! :D

  • Wir Deutschen sind halt sehr gebildet. :D

    Nein, ich hatte im Anglistik-Studium sehr viel mit Südafrika zu tun und hatte Interesse, noch eine zweite südafrikanische Sprache zu erlernen.

    Da ich bereits ordentlich Niederländisch konnte, war für mich Afrikaans natürlich wesentlich leichter als Sotho, Xhosa und Zulu. Und gerade im Raum Kapstadt hört man eh sehr viel Afrikaans.

    Dann machte ich einige Jahre nichts mit meinen erworbenen Afrikaanskenntnissen, aber so seit 2002 baue ich sie weiter aus und benutze das Internet, um reichlich Afrikaans zu hören, zu lesen und zu schreiben.

    Apropos "Afrikaans hören": Die Buren gelten ja nicht zu Unrecht als konservatives Völkchen und ihre Musik erinnert irgendwie an die deutsche Schlagerparade. Um so erstaunter war ich vor einigen Wochen, als ich auf Youtube die folgenden beiden Trümmerlotten mit einem afrikaanssprachigen Metalsong entdeckte:

    http://www.youtube.com/watch?v=4qtM1ghlklw

    Aber ich höre sowieso gerne Musik aus Südafrika (auch auf Englisch, Xhosa, Zulu usw.) und schreibe darüber auf http://www.suedafrika-forum.org/wbb2/thread.php?threadid=1884 .

    Beste Grüße

    Daniel

    Einmal editiert, zuletzt von DanielRoy (15. April 2008 um 09:45)

  • Wir wohnten in Südafrika in Sandton, Johannesburg, überwiegen Englisch. Das heitere an unsere Auswanderung nach Australien ist dass, weil so viele andere Südafrikaner es auch machen, wir hier in Gladstone fast mehr Afrikaans sprechen als in Südafrika. Nach Gladstone ziehen 3-4 Familien im Monat aus Südafrika. Bald kannst du auch dein Afrikaans in Australien üben. Brrrrr

    Einmal editiert, zuletzt von AussieHans (15. April 2008 um 09:45)

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