Nach 439 km kamen wir am Mittag des 9.10.08 in Esperance, an der Südküste Australiens an. Gleich nach dem Aufstellen der Zelte fuhren wir auf den Great Ocean Drive (nicht zu verwechseln mit der Great Ocean Road zwischen Adelaide und Melbourne, die wir vor vier Jahren befahren haben). An den schönen Stränden dort hatten wir ersten Kontakt mit dem
südlichen Eismeer. Die (wieder) angenehmen Temperaturen liessen sogar ein Bad zu.
Am 10.10. fuhren wir über 517 km nach Albany. Unterwegs kam aber nur Aufregung auf, als Irene aus Versehen eine Schlange anfuhr. Wir konnten jedoch nicht erkennen welche Art Schlange es war. Vielleicht kann das anhand der Fotos noch herausgefunden werden. In Albany angekommen, fuhren wir zum Mount Clarence hoch, wo ein Kriegsdenkmal zu Ehren der im 1. Weltkrieg gefallenen Australier und Neuseeländer steht. Albany war der Einschiffungshafen für die australischen Soldaten und somit für viele das Letzte was sie von ihrer Heimat sahen. Von da oben hat man auch einen schönen Ausblick auf den Naturhafen und die Stadt. Anschliessend schauten sich Irene und Stefan eine Nachbildung der Brig Amity an, welche die ersten Siedler nach Westaustralien brachte. Nach so viel Geschichte gönnten sich Stefan und ich noch ein Bad im kalten Ozean. Dabei wurde Stefan von einem Stachelfisch am Fuss erwischt. Die freundlichen Leute an der Rezeption meinten, dass das nicht gefährlich sei und halfen uns mit Essig aus, worin Stefan seinen Fuss baden sollte.
Samstag früh fuhren wir los zu "The Gap" und "Natural Bridge". Das ist einerseits eine Felsspalte an der Südküste, wo die heranbrausenden Wellen ohrenbetäubend auf die Küste prallen, andererseits eine, durch die Gewalt des Wassers entstandene, natürliche Felsbrücke. Etwas später schauten wir vom Stony Hill Lookout auf die Stadt Albany und den Hafen herab. Etwas weiter machten wir bei den Elephant Rocks Halt. Das ist ein Küstenabschnitt, dessen Felsen so geformt sind, dass sie den Rücken einer Herde Elefanten ähnlich sehen. Dann ging es weg von der Küste und hinein in die grossen alten Wälder. Im Valley of the Giants bestaunten wir die bis zu 60 m hohen Bäume, in dem wir den Tree Top Walk besuchten. Das ist eine kühne Konstruktion, bei deren Begehung man sich auf 40 m Höhe mitten in den Bäumen befindet. Zum Abschluss des Tages schauten wir uns den Giant Tingle Tree an, der am Boden einen Umfang von ca. 24 m hat und durch dessen hohlen Stamm man hindurchgehen kann. Unterwegs erblickten wir eine Schlange auf der Strasse, die versuchte ein vorbeifahrendes Auto zu beissen. Bei näherer Betrachtung (aber nur aus dem stehenden Auto) glauben wir sie als hochgiftige und gefährliche Tiger Snake identifiziert zu haben. Nach 326 km landeten wir in Pemberton und kaum hatten wir das Zelt aufgestellt begann es zu regnen.
Nach einer sehr nassen Nacht, das Wasser kam sogar von unten ins Zelt rein, erwachten wir mehr oder weniger trocken. Das Einpacken der Ausrüstung war etwas gar mühsam, da wir keine Zeit hatten alles trocknen zu lassen. Es folgte jedoch ein wirklicher Höhepunkt. Nach zehn Kilometern Fahrt bogen wir in einen Wald mit riesigen Bäumen ein. Auf dem grössten davon, dem Dave Evans Bicentennial Tree (75 m) wurde eine Holzplattform installiert, von wo aus man einen tollen Ausblick auf die Region hat. Der Haken am Ganzen ist der Aufstieg. Er besteht aus Metallstangen, die in den Baum gerammt sind und so eine spiralförmige Leiter um den Stamm bilden. Als Schutz dienen weitere Metallstangen, die oberhalb der "Leiter" montiert und mit einem lückenhaften Drahtgeflecht verbunden sind. Dies ergibt dann eine Art Schacht, der aber immer noch eine rechte Portion Mut erfordert. Marlen reichten ca. 15 m, da es ziemlich nass war. Irene und Stefan (trotz Höhenangst) erreichten die mittlere Plattform auf 25 m Höhe und ich versuchte, nach dem Gloucester Tree (62 m) vor vier Jahren, auch hier ganz nach oben zu kommen. Das gelang glücklicherweise, und ich hatte einen genialen Ausblick von da oben. Nach dem Abstieg hatte ich jedoch ziemlich saure Beine. Die Weiterfahrt führte durch riesige Wälder und grüne Landschaften ans Cape Leeuwin, den südwestlichsten Punkt Australiens. Dort besichtigten wir den 39 m hohen Leuchtturm und versuchten zu sehen, wo sich das südliche Eismeer und der Indische Ozean treffen, leider ohne Erfolg. Margaret River, die weltbekannte Weinregion, war unser Nachtquartier nach 220 km.
Nach einer erneut verregneten Nacht riefen wir als erstes unsere Autovermietung an, um die Details für die Rückgabe klar zu machen und ein kaputtes Scharnier an der Motorhaube zu melden. Während diesem Telefonat erfuhren wir erstmals vom wahrscheinlich schlimmsten
Börsencrash seit dem Schwarzen Freitag anno 1929, obwohl das anscheinend schon vor zwei bis drei Wochen passiert ist. Da ging bei uns die Rechnerei betreffend unserer Kursgewinne bzw. -verluste los. Wir kamen jedoch zum Schluss, unsere Reise weiterhin zu geniessen und uns in der Schweiz wieder um solche Dinge zu kümmern. Im weiteren Verlauf des Vormittags besuchten wir die Calgardup Cave, wo wir mit Helm und Lampe ausgerüstet wurden und die Höhle selbst auskundschaften durften. Neben den vielen Stalagmiten und Stalaktiten machte vor allem die absolute Ruhe und Dunkelheit Eindruck, wenn man die Lampen ausmachte und sich still hinsetzte. Das war die letzte Sehenswürdigkeit auf unserer Autoreise. Danach fuhren wir noch bis Munster (kurz vor Perth) und begannen die vielen Dinge in, auf und an "Kari" langsam zusammenzupacken und zu verstauen. Nach 306 km und der Aufräumerei zogen wir uns zum letzten Mal müde in die Zelte zurück.
Am 14.10. machten wir uns auf nach Perth. Auf dem Weg fuhren wir kurz in Mosman Park, an der Palmerston Street vorbei, um das Haus, wo ich vor vier Jahren wohnte, anzuschauen. Es stellte sich aber später heraus, dass meine Gastfamilie nicht mehr da wohnt. Anschliessend fuhren wir ziemlich angespannt in die 1.4 Mio.-Stadt Perth rein, kamen aber sehr gut durch und fanden die Jugendherberge auf Anhieb. Somit löste sich die Anspannung und wir verbrachten den ganzen Nachmittag mit der Reinigung von "Kari". Nachdem er glänzte wie neu gönnten wir uns ein Nachtessen beim Italiener. Schlafen ist hier in Perth etwas schwierig, da unser Zimmer ca. fünf Meter neben den Bahngeleisen ist und daher alle paar Minuten, ausser zwischen 00.30 und 05.00 Uhr, ein Zug vorbeifährt. Heute absolvierten wir noch die letzten 15 km in den Vorort Bassendean, um unseren treuen "Kari" seinem Besitzer zurückzugeben. Die Rückgabe verlief absolut problemlos und sehr schnell, wobei die Rück-Überweisung des vorausbezahlten Depots erst noch erfolgt.
Nun noch etwas Statistik zu unserer Autoreise (die wurde jeweils vom Beifahrer geführt, da der wach bleiben musste und somit auch eine Aufgabe hatte!):
Während der 68 Miettage schliefen wir 62 Nächte im Zelt, wobei wir nur an acht Tagen Regen hatten (durchschnittlich 30 Minuten). Wir legten insgesamt 16'901 km mit "Kari" zurück, durchfuhren dabei 39 wasserführende Flüsse, Bäche, Rinnsale oder Pfützen und hatten nur einen Reifenschaden, ein durchgerostetes Schallschutzblech und ein gebrochenes Scharnier an der Motorhaube. Auf den 51 Etappen zählten wir folgende Roadkills (tote Tiere auf oder neben der Strasse): einen Adler, eine Schlange, ein Wildschwein, zwei Hauskatzen, vier Hasen, 29 Vögel, 41 Kühe und sagenhafte 273 Kängurus oder Wallabies. Dies sind nur die Tiere, die wir trotz der zum Teil einsetzenden Verwesung erkannt haben. Ausser Konkurrenz starteten die kaputten Reifen, von denen wir entlang der Strecke unglaubliche 1'718 Stück gezählt haben (der Beifahrer musste ja beschäftigt sein). Selber erwischt haben wir lediglich einen Vogel, eine Schlange, einen Baum und ein Abflussrohr. Dies alles hinterliess am Auto jedoch keine Spuren. Alles in Allem eine abenteuerliche und erlebnisreiche Reise an die wir uns gerne erinnern werden.