Hallo an alle!
Nachdem ich für längere Zeit auf einen Internetanschluss verzichten muss nutze ich heute die Gelegenheit, von dem vom Hotel kostenlos angebotenen WiFi-Internetanschluss Gebrauch zu machen.
Nachdem wir in Spanien erfolgreich alle unsere Zelte abgebrochen haben und wir uns nun vorübergehend in Deutschland aufhalten, nahmen wir heute Vormittag unseren Termin für das Schnellverfahren (Partner Migration / de facto/spouse visa) in der Australischen Botschaft Berlin wahr. Der Verlauf des Termins war an sich unspektakulär, dennoch gab es die ein oder andere Überraschung. Ich hatte es auch nicht anders erwartet ...
Alle von der Botschaft geforderten Unterlagen mitsamt beglaubigten Übersetzungen etc. hatten wir dabei, also die ausgefüllten forms
47SP (Application For Migration), 40SP (Sponsorship For A Partner), 888 (Statutory Declaration By A Supporting Witness) (2x) und das 886 (Settlement Details). Soweit so gut. Zu den forms 888 mussten die amtlich beglaubtigen Reisepasskopien der Zeugen beigefügt werden; von uns, also dem Antragsteller und dem Sponser, wurde ebenfalls eine Statutory Declaration verlangt, in welcher wir den Verlauf unserer Beziehung mehr oder weniger wiedergeben mussten. Als Modell wurde mir von der Botschaft das Relationship-Pro-Forma empfohlen. Das Formular sollte aber nicht ausgefüllt werden, sondern nur als Ansatz oder Modell für einen selbst verfassten Text dienen. Ebenfalls kann man hier gute Anhaltspunkte zum Verfassen der Statutory Declaration finden. Desweiteren benötigte die Botschaft noch Geburtsurkunden unserer Kinder, entweder in Form einer internationalen Geburtsurkunde (welche mehrsprachig ist) oder einer gewöhnlichen Geburtsurkunde mit entsprechender beglaubigten Übersetzung ins Englische. Ich benötigte jeweils ein polizeiliches Führungszeugnis von Deutschland und Spanien und deren beglaubigte Übersetzungen. Die Ergebnisse des Gesundheitstests wurden vom Vertragsarzt bereits zur Botschaft gesandt, die musste ich also nicht persönlich mitbringen bzw. vorlegen. Dann noch einen Kontoauszug eines Kontos auf dem möglichst viel Geld rumliegt. Pedro musste seinen australischen Reisepass vorlegen, damit auch kein Zweifel an seiner Staatsangehörigkeit bestünde und ich meinen Reisepass, um im Glücksfall ein Visum eingetragen zu bekommen. Während des Termins kamen Zweifel an der Sorgerechtsverteilung unserer Kinder auf. Obwohl Pedro - also der leibliche Vater beider Kinder - dabei war und bestätigte, dass es unser Wunsch war, die Kinder mit nach Australien zu nehmen, schlug die Mitarbeiterin vor, ich solle doch lieber die 'Verfügung' eines Richters vorlegen. Naja, dazu sag' ich jetzt mal nichts. Ich bin weder verheiratet, noch geschieden. Der (nachweislich) leibliche Vater steht daneben und beteuert, dass 'er mir erlaubt' unsere Kinder mit nach Australien zu nehmen und trotzdem wird so ein Wind gemacht. Letztendlich genügte der Eintrag von Pedro als ebenfalls Sorgeberechtigter der Kinder (was nach deutschem Recht nun wirklich verkehrt ist, da eine unverheiratete Mutter das alleinige Sorgerecht hat). Ich war etwas enttäuscht, dass die Mitarbeiterin der Botschaft weder wusste, wie sich das bei unverheirateten Paaren in Deutschland noch in Australien verhält, aber egal. Ich hatte ihr noch angeboten, dass Pedro eine Einwilligung zur Einreise unserer Kinder schreibt, aber das war nun mit dem Eintrag von Pedro als ebenfalls Sorgeberechtigten in den Antrag erledigt. Ebenfalls kann einem das Formular 886 zum Verhängnis werden. Man teilte uns mit, dass wir eigentlich für das de-facto/spouse Visum gar nicht in Frage kommen würden, da Pedro noch nicht in Australien leben würde. Es täte ihr so leid. Ich dachte, mich tritt ein Pferd. Nach endlosen Telefongesprächen mit der Botschaft reise ich von Spanien aus an, um dann zu erfahren, dass Pedro sozusagen ohne seine Familie hätte vorfliegen sollen. Pedro nahm beherzt das Handy in die Hand, rufte seine Mutter an und erfragte die Adresse von Freunden von uns in Australien. Die Adresse trug er dann vor den Augen der Mitarbeiterin ein und fertig. Alles in allem eine recht einmalige Erfahrung das mit der Australischen Botschaft.
Nachdem die Mitarbeiterin der Botschaft sich alle Unterlagen angesehen hatte, begann sie Fragen zu stellen. Das war der weniger angenehme Teil des Termins. Ich hatte den Eindruck mich rechtfertigen zu müssen, warum ich mit meinem (australischen) Mann nach Australien gehen wolle. Ein Argument der Mitarbeiterin war (was ich ja echt schwach fand): ich hätte doch laut meine Kontoauszügen Geld und hätte doch auch folglich in Spanien bleiben können. Häh? Ich habe dann noch mal ganz langsam und zum mitschreiben erklärt, dass man 'soviel Geld' nur hat, wenn man gerade keine Wohnung besitzt, weil man diese gerade zu Geld gemacht hat. Sonstige Äusserungen habe ich einfach ignoriert und bin so oberflächlich wie irgend möglich darauf eingegangen. Alles in allem hielt ich dieses 'Interview' für so überflüssig wie einen Kropf, aber egal. Nachdem fast der ganze Termin recht ernst verlaufen war, teilte man mir mit, dass ich in ca. einer Stunde meinen Reisepass mitsamt eingetragenem Visum abholen könne. So war es dann auch. Wir konnten fast genau eine Stunde später meinen Reisepass mit Visum entgegennehmen. Mir wurde gratuliert, als hätte ich gerade drei Millionen Euro im Lotto gewonnen.
Ich bin jetzt also im Besitz eines Reisepasses mit eingetragenem unbefristetem Visum für Australien (Subclass 100). Ein langer und steiniger Weg, wie gut, dass sowas auch ein Ende hat. Ich möchte jedem nur empfehlen, sich nicht einschüchtern zu lassen und sich nicht verunsichern zu lassen. Wo gibt es denn sowas, dass Frauen nicht mit ihrer Familie einreisen dürfen? Ich wünsche Euch jedenfalls viel Erfolg, bei allem was Ihr so vorhabt und hoffe, dass dieser kleine Bericht für manche ein bisschen Licht ins Dunkel bringt.
Viele liebe Grüsse,
Nelly